
Unsere Füße tragen uns im Laufe unseres Lebens ganze drei Mal um die Erde. Jeder von uns verbringt ca. 50% seines Lebens auf den Beinen. Der Fuß besteht aus 26 Knochen, ihn bewegen und stabilisieren 27 Gelenke, zahlreiche Muskeln, Sehnen und Bänder in einem fein abgestimmten System. Dieses filigrane Zusammenspiel erfordert häufig bei Fuß- und Sprunggelenkbeschwerden eine spezielle Diagnostik und gezielte Therapie. Häufig führen funktionelle Beschwerden zu lang andauernden Beschwerden. Die Basis der konservativen Behandlung in der Fußchirurgie besteht daher aus physiotherapeutischen Übungen zur Dehnung und Kräftigung der betroffenen Muskeln und Sehnen. Zusätzliche individuelle Therapieoptionen (Stoßwelle, PRP) beeinflussen die Verläufe positiv. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die individuelle Einlagenversorgung. Um einen Überblick über die benötigte Anforderung der Einlagen zu bekommen, ist eine genaue Untersuchung der Beschwerden notwendig.
Fuß & Sprunggelenk
Mehr als nur 2 Stützen
Der Hallux valgus ist eine der häufigsten Ursachen für Fußbeschwerden. Neben schmalem und hohem Schuhwerk sind auch vererbte Voraussetzungen (z.B. Hypermobilität im ersten Strahl) verantwortlich für einen „Hallux“. So findet sich regelmäßig eine Häufung einer Ballenzehe in Familien. Dabei weicht der erste Mittelfußknochen nach innen ab und wölbt sich vor. So entstehen Schmerzen vor allem in engem Schuhwerk, es kommt zu Schleimbeutelentzündgungen und schmerzhaften Druckstellen.
Es ist schwierig, die Entwicklung der Fehlstellung durch z.B. Physiotherapie oder Hilfsmittel wie Zehenspreizer oder Nachtschiene aufzuhalten. Meist wird dadurch nur eine zeitweise Beschwerdelinderung erreicht. Können die Beschwerden auf Dauer nicht ausreichend vermindert werden, kann durch Wahl der richtigen Operationstechnik eine dauerhafte Korrektur des Hallux valgus erreicht werden.
Hallux valgus:
Hierbei handelt es sich um die Arthrose des Großzehengrundgelenkes. Diese macht sich zumeist durch eine vermehrte Steifheit der Großzehe insbesondere beim Abrollen des Fußes bemerkbar. Je mehr die Bewegung eingeschränkt ist, desto größer ist der Schmerz, das Gelenk ist häufiger entzündet und geschwollen. In frühen Stadien kann durch Medikamente und spezielle Einlagen (z.B. Rigidusfeder) eine Schmerzlinderung erreicht werden. Leider lässt sich die Arthrose nur bedingt aufhalten, insbesondere im Frühstadium kann jedoch operativ der Fortschritt verlangsamt werden. Ist der Gelenkknorpel fortgeschritten zerstört, kann eine Operation notwendig werden.
Hallux rigidus:
Fehlstellungen der Kleinzehen entstehen oft durch jahrelanges Tragen von unpassendem Schuhwerk. Jedoch gibt es zahlreiche andere Ursachen (z.B. Hallux valgus, Nekrolog. Erkrankungen, Rheuma), die zu einer solchen schmerzhaften Fehlstellung führen. Aufgrund der kontrakten Beugestellung der Zehen kommt es zu schmerzhaften Druckstellen (Hühneraugen, „Clavus“) und Schmerzen unter der Fußsohle (Metatarsalgie). Durch Änderung des Schuhwerks und andere Hilfsmittel (Einlagen, Zehenspreizer) kann der Druck vermindert werden. Auch können die Zehen operativ, teils in minimalinvasiver Technik, korrigiert werden.
Hammerzeh:
Unser Fuß besteht aus einem komplexen Nervengeflecht, um uns Rückmeldung über die Empfindung, Fußstellung, Bodenbeschaffenheit und vieler weiterer Eindrücke zu geben. Einengungen oder Druckschäden dieser Nerven führen an unterschiedlichster Stelle zu teils erheblichen Schmerzen und Missempfindungen.
Das sog. Morton-Neurom beschreibt eine chronische Reizung kleiner Nervenäste an der Unterseite der Zehen. Ursache ist meist eine Überlastung, wodurch der gereizte Nerv anschwillt und bei der Abrollbewegung zusätzlich eingeengt wird. Es bestehen teils erhebliche (elektrisierende) Schmerzen in der Fußsohle, die teilweise bis in die Zehenspitzen ausstrahlen. Manchmal besteht sogar ein Taubheitsgefühl. Barfußgehen lindert die Beschwerden. Die klinische Untersuchung ist entscheidend, die radiologische Bildgebung (MRT) als unterstützendes Hilfsmittel sinnvoll. Da eine konservative Therapie nur bei ca. 30% der Patienten anschlägt, ist häufig eine kleine ambulante Operation notwendig, um den Nerv zu entlasten oder zu entfernen. Eine zügige uneingeschränkte Belastung ist anschließend möglich.
Schmerzen unter der Fußsohle können unterschiedliche Ursachen haben. Häufig liegt ein Spreizfuß vor, der zu einer Überlastung der Mittelfußköpfchen führt. Die Überlastung kann jedoch durch zahlreiche andere Gründe hervorgerufen werden und muss sorgfältig untersucht werden. Je nach Ursache helfen konservative Therapieoptionen, die Beschwerden zu reduzieren. Eine wichtige Abgrenzung ist das Morton-Neurom, welches häufig einer Operation bedarf. Sollten die bei der Metatarsalgie durchgeführten konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen, stehen unterschiedliche, teils minimalinvasive Eingriffe zur Verfügung, die Beschwerden zu lindern.
Es gibt kaum einen Bereich in der Orthopädie, in dem eine so große Anzahl an Begriffen verwendet wird, wie für den Fersenschmerz. Häufig sind die Beschwerden unspezifisch und deuten nicht sicher auf eine Grunderkrankung hin. Eine sorgfältige Untersuchung ist hier wichtig, um die Schmerzursachen zu erkennen. Allen gemeinsam ist eine chronische Überlastung der Achillessehne. Die Symptome sind ein Belastungsschmerz, Anlaufschmerz sowie der Schmerz nach erfolgter Belastung.
In der Folge werden die Ursachen kurz erläutert.
Midportion Tendinopathie der Achillessehne (Achillodynie)
Beide Begriffe werden synonym verwendet und beschreiben ein charakteristisches Beschwerdebild aus Schmerz, Schwellung und Leistungsminderung der Achillessehne ca. 2-7cm oberhalb ihres Ansatzes an der Ferse. Es sind häufig Sportler (insbesondere Läufer) betroffen. Nicht-operativ haben sich neben der Anpassung der Belastung und einer Einlagenversorgung die Stoßwellentherapie (ESWT) und die Eigenbluttherapie (PrP) bewährt. Jedoch besteht die wichtige Therapiegrundlage in der exzentrischen Übungsbehandlung. In seltenen Fällen (ca. 25%) ist ein operatives Vorgehen angezeigt. Hierbei wird v.a. verändertes Gewebe der Sehne und Sehnenscheide entfernt. Die Erfolgsraten sind gut.
Haglund-Exostose
Die Haglund-Exostose entsteht nicht, wie der Name vermuten lässt, infolge eines Knochenwachstums (daher auch der Beiname „Pseudoexostose“). Es handelt sich um eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis subachillea), die durch eine vermehrte Reibung der Achillessehne am Fersenknochen entsteht. Ursache ist v.a. eine erhöhte Laufbelastung sowie enge Schuhe mit harten Fersenkappen. Erst im späteren Verlauf kommt es auch zu Veränderungen der Knochenkante. Die chronische mechanische Reizung kann ebenso kleine Einrisse (selten vollständige Abrisse) der Achillessehne hervorrufen.
Die konservative Therapie umfasst die gleiche Vorgehensweise wie bei der Achillodynie. Da jedoch ca. 50% nicht auf die Therapie ansprechen, ist häufig die operative Entfernung der entzündlich veränderten Bursa subachillea sowie die Entfernung des prominenten Fersenhöckers notwendig. Die besten Ergebnisse erreicht das minimalinvasive Vorgehen.
Ansatz-(Intertions-)Tendinopathie der Achillessehne / Dorsaler Fersensporn
Insgesamt ist sie selten und tritt vor allem bei rheumatischen Erkrankungen (z.B. M. Bechterew, Psoriasis-Arthritis) oder auch bei Gicht und Borreliose auf.
Teilweise verknöchert der Ansatz der Achillessehne und ein „dorsaler Fersensporn“ entsteht. Dieser kann jedoch auch bei der Achillodynie oder einer chronischen Schleimbeutelentzündung nachweisbar sein. Dieser kann in festem Schuhwerk zu Druckschmerzen im Fersenbereich führen.
Auch in diesem Fall gleicht die konservative Behandlung derer der Achillodynie. Eine Fersenerhöhung kann zusätzlich hilfreich sein. Von Kortisoninjektionen sollten im Bereich der Achillessehne aufgrund der erhöhten Reißgefahr grundsätzlich abgesehen werden. Bei Nicht-Ansprechen erfolgt die operative Entfernung des Knochens - eine Refixierung der Achillessehne an der Ferse ist manchmal notwendig.
Plantarfasziitis / Fersensporn
Die Plantarfaszie zieht als wichtige Bindegewebsplatte zur Aufrechterhaltung des Fußgewölbes von der Unterseite der Ferse V-förmig nach vorne zu den Grundgelenken der Zehen. Beschwerden der Faszie sind häufig und werden Plantarfasziitis genannt. Typisch ist ein Schmerz auf der Innenseite der Ferse, der sich durch vermehrtes Hochziehen des Fußes und der Zehen intensiviert. Der Schmerz tritt v.a. morgens bei den ersten Schritten vor, lässt zunächst nach und nimmt im Laufe des Tages wieder zu.
Die Ursache konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Häufig tritt sie jedoch auf bei Veränderungen der Rückfußachse, bei Pat. mit Übergewicht, einer chronischen Verkürzung der ischiokruralen Muskulatur (rückwärtiger Oberschenkel) bzw. der Wadenmuskulatur oder auch bei übermäßiger, ungewohnter Belastung auf. Obwohl eine knöcherne Ausziehung am unteren Fersenbereich häufig mit nachgewiesen wird, besteht ein unmittelbarer Zusammenhang jedoch nicht, da er auch asymptomatisch bei vielen Menschen vorhanden sein kann.
Die Plantarfasziitis spricht in der Regel sehr gut auf konservative Maßnahmen an. Wichtig ist die Berücksichtigung der alltäglichen Belastung und das Körpergewicht. Spezielle Einlagen mit Fersenweichbettung reduzieren den Schmerz, Dehnübungen der Faszie und der Wadenmuskulatur sind ein wichtiger Therapiebestandteil. Zusätzliche Maßnahmen wie Stoßwellentherapie (ESWT), Eigenbluttherapie (PrP) oder Röntgenreizbestrahlung sorgen für eine schnellere Genesung. Nur selten ist ein operatives Vorgehen erforderlich. Dabei wird ein Teil der Plantarfaszie von der Ferse abgetrennt.
Osteochondrale Läsionen (OCL) kommen insbesondere am Sprunggelenk sehr häufig vor. OCLs werden u.a. durch mangelnde Blutversorgung, ein akutes oder sich wiederholende Traumafolgen (Supinationstrauma), Verschleißerkrankungen oder auch Gelenkfehlstellungen hervorgerufen.
Die Beschwerden sind sehr unterschiedlich und variieren von akuten Schmerzen oder Schmerzen erst nach längerem Laufen. Auch weisen Schwellungen, Steifigkeit und Muskelschwäche, insbesondere bei längerer Belastung und nach sportlichen Aktivitäten wie Laufen oder Springen auf eine solche Erkrankung hin. Neben der Untersuchung ist vor allem die MRT-Bildgebung ein wichtiges Hilfsmittel zur Erkennung solcher Läsionen. Die OCLs müssen nicht zwangsläufig operiert werden, häufig lassen sich die Beschwerden konservativ jedoch nur schwer lindern, insbesondere, wenn ein hohes Aktivitätslevel (z.B. Leistungssport) besteht. Die operative Therapie kann in den meisten Fällen sehr schonend minimalinvasiv durchgeführt werden.
Osteochondrale Läsion:
Osteochondrale Läsion (tiefer Knorpeldefekt):
Sprunggelenksdistorsionen sind für ca. 30% der Verletzungen von Sportlern verantwortlich. Die Bänder reißen meist innerhalb des Bandes selbst oder auch am Wadenbein direkt ab (mit oder ohne Knochenstück). Eine Untersuchung ist wichtig, da Begleitverletzungen (z.B. Riss der Syndesmose, Knochenbruch, Knorpelschäden) ausgeschlossen werden müssen. Einen zusätzlichen Informationsgewinn bekommt man durch Röntgendiagnostik oder Sonographie.
Ein frischer Bänderriss wird nur selten operiert. In der Regel reicht die Versorgung mit einer Orthese oder einem Tapeverband zur Ruhigstellung aus.
Der Knick-Senk-Fuß ist eine der häufigsten Fehlstellungen des Fußes. Der Begriff leitet sich aus der nach innen knickenden Ferse und der Abflachung (Senkung) des Fußgewölbes ab. Eine Abflachung des Gewölbes ohne die Abweichung der Ferse wird als Plattfuß bezeichnet. Die Fehlstellung besteht meist bereits seit der Kindheit. In der Regel ist eine Therapie nur bei Beschwerden erforderlich. Diese sind meist an der Fußinnenseite im Mittelfußbereich lokalisiert. Bei ausgeprägten Fehlstellungen wandert der Schmerz auch zunehmend auf die Außenseite in den Bereich des Außenknöchels. Die entscheidende Maßnahme ist die Anpassung von Einlagen, die den Fuß abstützen. Bei ausgeprägten Fehlstellungen und Beschwerden trotz Einlagen können spezielle Achs-Korrekturen des Fußes durch eine Operation notwendig werden. Das geeignete Verfahren richtet sich individuell nach dem Untersuchungsbefund und kann teils minimal-invasiv durchgeführt werden.
Knick-Senk-Fuß (Fersenabkippung):
Auch das untere Sprunggelenk kann von Arthrose betroffen sein. Ursache hierfür sind häufig Verletzungen in der Vergangenheit oder (angeborene) Fehlstellungen des Rückfußes (z.B. Knick-Senk-Fuß). Schmerzen äußern sich meist im Bereich des Rückfußes und insbesondere auf unebenem Boden. Die konservative Therapie hilft, durch stabilisierende Einlagen, die Beschwerden zu verringern. Bei fortgeschrittenem Verschleiß hilft meist nur die Versteifung (Arthrodese) des unteren Sprunggelenks.
Arthrose des unteren Sprunggelenks (USG):
Eigentlich ist das Sprunggelenk wenig anfällig für Arthrose, also für Verschleiß der Knorpelschicht. Wurde das Sprunggelenk jedoch in der Vergangenheit verletzt, begünstigt dies das Auftreten von Arthrose. Hier gilt: je schwerer die Verletzung war, desto wahrscheinlicher kommt es zu einer Arthrose. Besonders häufig kommt es beim Fußball oder Basketball zu Sprunggelenkverletzungen. Daneben können auch rheumatische Erkrankungen zu einer chronischen Schädigung des Gelenkes führen. Frühe Anzeichen einer Arthrose sind ein spürbares Knacken oder ein Schmerz nach sportlicher Belastung. Je weiter fortgeschritten die Arthrose ist, desto häufiger und länger treten die Beschwerden auf. Bereits kleine Belastungen führen zu einer Schwellung und einem Schmerz. Bei weit fortgeschrittenem Stadium treten die Beschwerden sogar in Ruhe oder in der Nacht auf. Die Bewegung ist stark eingeschränkt.
Zur Diagnosenstellung helfen uns Röntgenaufnahme und MRT-Untersuchung. Im Endstadium hilft meist nur die Operation. Eine Sprunggelenkprothese oder Gelenkversteifung hilft den meisten Patienten.
Arthrose des oberen Sprunggelenks: